Vergangene Woche war wieder mal Immobilienmarkt-Bashing
angesagt. Ein Kollege von profil online fühlte sich bemüssigt, über die
architektonische Qualität neuer Gewerbeimmobilien in Wien zynische Häme
auszuschütten. Abgesehen davon, dass der liebe Kollege ein typischer
Österreicher zu sein scheint, der nichts gut findet, aber alles irgendwie
schlecht, bleibt man den Beweis schuldig, wie es besser zu machen sei.
Sogenannter kritischer Journalismus eben.
Deswegen: es ist hoch an der Zeit, auch mal den Hut zu
ziehen. Vor all jenen Immobilienentwicklern, die mit Akribie an den Wunsch
heran gehen, für Nutzer attraktive, architektonisch interessante und trotzdem
wirtschaftlich erfolgreiche Gebäude zu entwickeln. Das wird einem nämlich gar
nicht leicht gemacht: Einsprüche von geldgierigen Anrainern, Bankenfinanzierungen
nur mit einem Golddepot, politische Forderungen nach mehr Infrastruktur, Nutzer
die immer mehr Leistung für immer weniger Geld wollen und steigende Rohstoff-
und damit auch Errichtungskosten. Und Grundstücke gibt’s auch keine.
Schlussendlich kommen noch die Hobbyarchitekten und Amateurbauträger aus allen
Winkeln gekrochen und mahnen mit erhobenem Zeigefinger, was alles anders
gemacht hätte werden können. Oder müssen.
Nach 20 Jahren und ein paar zerquetschten beruflicher
Existenz in der ersten Reihe fußfrei beim Spektakel Immobilienbranche ist mir
eines klar: Erstens müssen Immobilienunternehmen Gewinn erwirtschaften. Das ist
der Grund, warum manche Gebäude sind, wie sie sind. Und zweitens gibt es aber auch
kaum einen Sektor, der sich zumindest auf den zweiten Blick sehr wohl sehr viel
Gedanken um die gesellschaftliche Verantwortung macht. Die man eben hat, wenn
man Produkte schafft, die 10, 20, 30 oder mehr Jahre unsere Umwelt
beeinflussen.
Wie oben erwähnt: Chapeau vor diesem Spagat. Der tut
manchmal wirklich weh. Und Chapeau vor allen, die selbigen noch nicht
hingeworfen haben ob der Tatsache dass eine ganze Branche von der
Öffentlichkeit – trotz immer weniger Berechtigung – pauschal als Gauner,
Profitgeier und Glücksritter gesehen wird.
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